Haymatloz-Drehorte Heute

Das symbolträchtige Gebäude des Architekten Hayati Tabanlıoğlu existiert nicht mehr. Vor wenigen Tagen wurden die letzten Reste des Atatürk Kültür Merkezi, des Atatürk Kulturzentrums am Taksim Platz abgerissen. Recep Tayyip Erdoğan hatte über das ihm verhasste Gebäude neben dem Gezi-Park gesagt:

 „Diese Gezi-Protestler haben auch wegen dem AKM rumgebrüllt. Sie können noch so viel krakelen, bis sie platzen. Wir reissen es ab!“

 Dabei war das Gebäude bei seiner Errichtung 1969 das viertgrösste Kulturzentrum der Welt. Es beherbergte jahrzehntelang die Oper, das Ballett, das Sinfonieorchester, Kinos und Veranstaltungssäle und wurde zu einem Sinnbild für die moderne, laizistische Türkei.

Architekt Hayati Tabanlıoğlu stand in der Tradition der regen deutsch-türkischen Architekturszene, die die deutschen Immigranten unter Atatürk gegründet hatten. Nach seinem Studium in Istanbul promovierte Tabanlıoğlu an der Universität Hannover bei Gerhard Graubner über den Theaterbau. Er war in den 50er Jahren als junger Architekt an verschiedenen deutschen Bauprojekten wie dem Stadttheater Bremerhaven, dem Stadttheater Bochum oder dem National Theater in München beteiligt.

Unter der AKP-Regierung wurde sein Gebäude 2008 geschlossen und war seither dem Verfall preisgegeben. Während den Gezi-Protesten musste es sogar als Polizeistation herhalten. Nun ist es Geschichte. Erdogan möchte ein neues Kulturzentrum nach seinem Gusto errichten. 2019 soll es schon fertig sein. Einziger Trost: Murat Tabanlıoğlu, der Sohn des renommierten Architekten, soll es errichten. Dieser erklärte, dass ihn ein deutscher Architekt zu seinem Entwurf inspiriert habe: Walter Gropius und seine Idee des Totaltheaters.